SoLaWi – Einer für alle und alle für einen
Äpfel aus Italien, Salat aus Spanien und Tomaten aus den Niederlanden – und das zu jeder Jahreszeit. Unsere Lebensmittelversorgung wird immer globaler und aufgrund langer Transportwege und aufwendiger Lagerung, immer CO₂-intensiver. Eine nachhaltigere Alternative für eine klimafreundlichere und sozialere Zukunft zeigt uns die Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi). Dabei ist das Konzept kein neues. Zuerst in Japan entwickelt, bildeten sich bald auch in Deutschland, den USA und der Schweiz Projekte mit den Grundgedanken der SoLaWi.
Was genau die SoLaWi ausmacht, wie sie funktioniert und wie Sie daran teilhaben können, zeigen wir in diesem Blogbeitrag.
„Du bekommst, was du brauchst. Ich gebe, was ich kann.“
Dies ist der Grundgedanke der SoLaWi. Der einzelne Verbraucher erhält Lebensmittel nach seinen Bedürfnissen und leistet dafür einen finanziellen Beitrag nach seinen Möglichkeiten. Dazu finden sich Verbraucher als Gemeinschaft in Vereinen oder Genossenschaften zusammen und schließen direkte Kooperationsverträge mit lokalen Landwirten oder Gärtnern ab. Diese produzieren für die Gemeinschaft und werden von dieser bezahlt.
Der Ablauf sieht dabei oft folgendermaßen aus: Eine Gemeinschaft an Menschen beschließt zu Jahresbeginn die Rahmenbedingungen für das kommende Jahr. Das heißt, es können Obst- und Gemüsesorten, sowie die Mengen, die davon angebaut werden sollen, festgelegt werden. Außerdem werden hier meist die finanziellen Beiträge der einzelnen Verbraucher festgelegt. Je nach Initiative zahlt man entweder einen monatlichen Fixbetrag, gibt mehr Geld, wenn man mehr Lebensmittel abnimmt oder passt seinen Beitrag dem Einkommen an.
Über den Jahresverlauf bauen die Landwirte nur so viel Obst und Gemüse an, wie die Gemeinschaft benötigt. Überwiegend werden verschiedene Sorten auf unterschiedlichen Teilen der verfügbaren Fläche angebaut, die Teilflächen jährlich rotiert und auch regelmäßig brach liegen gelassen, sodass der Boden sich erholen kann und fruchtbar bleibt. Häufig helfen die Verbraucher auch bei der Ernte, um die erhöhte Arbeitsmenge stemmen zu können und die Landwirte zu entlasten. Nach jeder Ernte wird das geerntete Obst und Gemüse an die Abnehmer verteilt.
Bidirektionale Solidarität
Das Schlagwort der SoLaWi ist Solidarität. Die Gemeinschaft der Verbraucher ist untereinander solidarisch, indem jeder Beiträge nach seiner sozialen Situation zahlt und Lebensmittel nach seinen Bedürfnissen erhält. Ein alleinstehender Großverdiener zahlt so möglicherweise mehr als eine 5-köpfige Familie, selbst wenn er weniger Lebensmittel benötigt.
Zudem ist die Gemeinschaft solidarisch gegenüber den Landwirten, da sie ihnen einen Lebensunterhalt ermöglicht. Die Gemeinschaft kauft nicht nur die Lebensmittel, die sie verbraucht, sondern unterstützt die Landwirte bei sämtlichen Ausgaben für Geräte und Saatgut. Damit ist das finanzielle Risiko, welches Landwirte normalerweise alleine tragen, geteilt.
Vorteile der Solidarischen Landwirtschaft
Die SoLaWi bringt viele Vorteile mit sich. Durch den Anbau in unmittelbarer Nähe der Verbraucher werden Transportwege gespart. Außerdem vermeidet der Anbau von Obst und Gemüse, das gerade Saison hat, die Lagerung in Kühlhäusern. Beides spart viel CO₂ ein und ermöglicht das ganze Jahr über eine durchgehende Versorgung. Zudem bauen viele SoLaWis auch nachhaltig und bodenschonend an, indem sie ihre Feldbelegung rotieren. Letztlich verringern sie auch Lebensmittelverschwendung, indem sie Produkte verwerten, die auf dem normalen Markt wegen ästhetischer Mängel nicht verkauft werden könnten.
Neben den ökologischen Vorteilen sind auch die sozialen Vorzüge erwähnenswert. Das Konzept ermöglicht Menschen Zugang zu hochwertigen Lebensmitteln, ungeachtet ihrer sozialen Verhältnisse. Die Landwirte können dafür planungssicher anbauen und haben einen stabilen, fair bezahlten Arbeitsplatz.
Wie kann ich mitmachen?
Sich an einer SoLaWi zu beteiligen, ist nicht schwer. Der einfachste Weg ist es, einer bestehenden beizutreten: Heute gibt es bereits 472 in ganz Deutschland, mit knapp 100 weiteren in der Gründung – Tendenz steigend. Es ist meistens sehr einfach, beizutreten. Manche SoLaWis führen Wartelisten, da sich oft mehr Menschen beteiligen möchten, als versorgt werden können. Viele versuchen bei steigender Nachfrage ihre Anbauflächen und damit auch die Erntemengen zu vergrößern.
Eine weitere Möglichkeit ist es, eine eigene SoLaWi zu gründen. Dazu kann man entweder einer beitreten, die sich noch in der Gründung befindet oder gründet selbst. Dazu braucht es nur eine Gruppe Mitstreiter, um sich in einem Verein oder ähnlichen Gemeinschaft zu organisieren. Danach muss nur noch ein passender Landwirt oder Gärtner gesucht werden, der sich für das Konzept der SoLaWi interessiert, sowie eine Ackerfläche zum Anbau.