Klimawoche 6: Die verborgenen Kosten unseres (Kleidungs-)Konsums

Jede Woche neue Trends, niedrige Preise und volle Einkaufstüten – Fast Fashion macht es uns leicht, ständig neue Kleidung zu kaufen. Die Modeindustrie ist ein milliardenschweres Geschäft, das von schnellen Trends und niedrigen Produktionskosten lebt. Doch hinter den günstigen Preisen und dem vielem Konsum steckt ein hoher Preis für Mensch und Umwelt.

Hinter den ständig wechselnden Kollektionen und günstigen Preisen verbergen sich massive Probleme: Ausbeutung, Umweltzerstörung und katastrophale Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion. Tragische Ereignisse wie der Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes in Bangladesch im Jahr 2013 sind Mahnmale für die Missstände der Branche. In dieser Woche wollen wir uns bewusst mit unserem (Kleidungs-)Konsum auseinandersetzen und herausfinden, wie wir nachhaltig und nicht auf Kosten anderer, konsumieren können.

Was bedeutet Fast Fashion eigentlich?

Fast Fashion bedeutet wörtlich „schnelle Mode“ und beschreibt ein Geschäftsmodell, bei dem Modetrends in kürzester Zeit produziert und zu günstigen Preisen verkauft werden. Marken bringen ständig neue Kollektionen heraus – oft wöchentlich – und animieren Konsumenten dazu, immer wieder neue Kleidung zu kaufen. Mode ist dadurch zu einem Wegwerfprodukt geworden: Wir kaufen immer mehr, tragen Kleidung kürzer und entsorgen sie schneller.

Die Folgen von schneller Mode:

  • Hoher Wasserverbrauch: Ein einziges Baumwoll-T-Shirt benötigt 2.700 Liter Wasser – so viel, wie eine Person in 2,5 Jahren trinkt.

  • Müllberge ohne Ende: Jährlich werden 92 Millionen Tonnen Kleidung weggeworfen – die meisten landen auf Mülldeponien oder in der Verbrennung.

  • Schlechte Arbeitsbedingungen: Arbeiter:innen in Textilfabriken verdienen oft Hungerlöhne und arbeiten unter gefährlichen Bedingungen.

  • Mikroplastik & Chemikalien: Synthetische Stoffe setzen Mikroplastik frei, das in unsere Ozeane und Nahrungskette gelangt.

  • Qualitätsverlust: Billige Materialien sorgen dafür, dass Kleidung schnell untragbar wird.

Die Rolle der Konsument:innen

Was können wir tun? Der erste Schritt ist Bewusstsein. Neben Aufklärung und Diskussionen über nachhaltige Alternativen spielt unser eigenes Konsumverhalten eine entscheidende Rolle. Möglichkeiten für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Mode sind:

  • Second-Hand-Mode kaufen statt ständig neuer Kleidung zu konsumieren – allerdings ist auch das Konsum. Es ist zwar recycelt und schont Ressourcen, aber wenn viele Menschen gebrauchte Kleidung kaufen, steigt auch hier die Nachfrage und ein Markt entsteht. Wenn die einen Secondhand nachfragen, kaufen andere leichtfertiger Kleidung, weil sie wissen, dass sie diese leicht wieder verkaufen können. 

  • Faire Mode unterstützen, die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wird.

  • Qualität vor Quantität stellen und in langlebige, zeitlose Stücke investieren.

  • Upcycling und Reparatur nutzen, um Kleidung länger tragbar zu machen.

  • Kleider mit Freuden, Familie oder Bekannten tauschen

Generell lässt sich sagen, dass weniger Konsum die nachhaltigste Variante ist. Um wirklich nachhaltig zu konsumieren, lohnt es sich, vor jeder Kaufentscheidung zu reflektieren. Ist ein Kauf überhaupt notwendig und wird das Produkt wirklich benötigt?

Als Kaufhilfe helfen könnte die Illustration der “Buyerarchy of Needs”, auf Deutsch etwa: „Kauf-Hierarchie der Bedürfnisse“. Die wichtigsten Prinzipien stehen auf den unteren Ebenen, wie auch bei Maslow. Gelesen wird die Pyramide von unten nach oben, bevor also etwas neu gekauft wird, gibt es davor fünf Schritte, wie man auch nachhaltig zu einem Produkt kommen kann.

Illustratorin: Sarah Lazarovics

Kunst als Mahnung: Elke Pikkemaat und ihr Werk

Am 24. April 2013 stürzte das neunstöckige Rana Plaza-Gebäude ein und riss über 1.100 Menschen in den Tod. Tausende weitere wurden verletzt. Die Opfer waren überwiegend Frauen, die unter prekären Bedingungen Kleidung für westliche Modemarken herstellten. Diese Katastrophe rückte die menschenverachtenden Arbeitsbedingungen der globalen Modeindustrie in den Fokus.

Die Reutlinger Künstlerin Elke Pikkemaat bearbeitete künstlerisch die Katastrophe mit beeindruckender Symbolik und setzt mit ihrer Kunst ein starkes Zeichen gegen Fast Fashion. Ihr Werk, das an der Fassade des franz.K ausgestellt wird, besteht aus einem Verdunklungsrollo aus dem Zweiten Weltkrieg, auf das sie 1.135 schwarze und 2.438 weiße Perlmuttknöpfe nähte – stellvertretend für die Opfer und Verletzten der Rana Plaza-Katastrophe. Die klare Botschaft: „Fuck Fast Fashion“ – eine visuelle Mahnung, die uns daran erinnert, welchen Preis unsere Kleidung tatsächlich hat.

Am 16. April um 18:30 Uhr findet die Finissage zur Kunst von Elke Pikkemaat statt.

Diskussionsabend zur Nachhaltigkeit in der Mode

Begleitend zur Ausstellung findet am 16. April 2025, um 20 Uhr eine Diskussionsveranstaltung der Hochschule Reutlingen im franz.K statt. Ziel ist es, über nachhaltige Modeproduktion zu sprechen und Lösungen zu finden, wie die Branche sozial und ökologisch verantwortungsvoller gestaltet werden kann.

Die Veranstaltung ist kostenfrei und der Einlass startet um 19 Uhr.

Copyright: Elke Pikkemaat


Die Aufgabe dieser Woche: Bewusst konsumieren!

Wochenaufgabe vom 10. bis 17. April 2025

Setzen Sie sich für diese Woche ein Ziel:

  • Konsum-Check – Machen Sie eine Bestandsaufnahme: Welche Dinge kaufen Sie regelmäßig? Welche brauchen Sie wirklich? Schreiben Sie es auf & reflektieren Sie Ihr eigenes Konsumverhalten.

  • Kaufen Sie diese Woche nichts Neues. Statt Geld auszugeben, nutzen Sie das, was Sie bereits haben: Reparieren, leihen oder tauschen mit Freunden.

  • Kleiderschrank-Check – Sortieren Sie aus, was Sie nicht mehr tragen & entdecken Sie vergessene Lieblingsstücke neu!

  • Secondhand & Upcycling: Braucht Ihr Kleiderschrank oder Ihre Wohnung ein Update? Dann shoppen Sie Secondhand oder tauschen Sie Kleidung. Oder machen Sie ein DIY-Projekt aus alten Sachen!

  • Verzichten Sie bewusst auf Impulskäufe und fragen Sie sich: „Brauche ich das wirklich?“

  • Digital Detox: Verzichten Sie bewusst auf Online-Shopping & Social-Media-Werbung, die zum Konsum verleitet. Stattdessen: Lesen, Natur genießen oder kreativ werden!

Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns. Schreiben Sie uns, wie Sie diese Woche bewusst konsumiert haben und teilen Sie einen Tipp mit uns. Mit etwas Glück gewinnen Sie einen tollen Preis.

Die Gewinnspielteilnahme ist bis einschließlich 17. April 2025 möglich.


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Klimawoche 5: Unsere Umwelt schützen und Lebensräume bewahren